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Ein Virus, viele Geschichten.
Da ist die Geschichte, die erzählt, wie man den Virus eindämmen kann.
Die, der Wirtschaft. Über Arbeitsplätze, wer gewinnt und wer verliert.
Andere Geschichten beschreiben, wie der Virus unser eigenes Erleben verändert hat:
Über Langeweile, unsere Unsicherheit und Ängste,  über neuen und altbekannten Stress.

Ein Virus, viele Folgen.
Katastrophen, ob nun durch ein Naturereignis oder Gewalt haben schon immer psychische Veränderungen ausgelöst: Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen (PTSD), Störungen des Drogenkonsums, ein breites Spektrum anderer psychischer Störungen und Verhaltens-Auffälligkeiten, häusliche Gewalt und Kindesmissbrauch.

Das ist beim Wuhan-Sydrom nicht anders: 

  

Nicht immer betreffen dich die Symptome selbst.
Man kann auch verwickelt werden, wenn der Lebenspartner betroffen ist. 

Wird der geliebte Partner immer schweigsamer, ängstlicher und bedrückter, dann machen wir uns Sorgen und möchten ihm helfen: “Was hat er nur, kann ich etwas tun?“ Gleichzeitig stellt sich ein Gefühl von Angst ein: „Liegt es an mir? 

Nicht jeder aber kann offen über seinen Zustand plaudern und ausdrücken, wie es ihm gerade ergeht.
So ein Schweigen belastet.
Wir stellen Fragen und bleiben mit wilden Vermutungen auf uns selbst gestellt. 

Was also kannst du tun, wenn du glaubst, dein Freund oder Partner bräuchte tatsächlich Hilfe – und er das ganz anders sieht?

 

 

 

Jetzt solltest du hellhörig werden

Wenn du vermutest, dass die Grenze der „Normalität“ überschritten ist, kann eine „Checkliste“ helfen, die Lage zu klären.
Denn eine beginnende Depression solltest du nicht mit Überempfindlichkeit, Schwäche oder „sich gehen lassen“ verwechseln.
Über Wochen antriebslos zu sein, nicht aus dem Bett zu kommen und düstere Gedanken zu jagen, kann den Betroffenen stark belasten.

Nicht jeder kann oder will darüber sprechen. Seine eigenen Gefühle einordnen und auszudrücken ist nicht leicht.
(Lies hier mehr darüber, Gefühle zu zeigen).
Da ist der Satz „Reiß dich mal zusammen“ leider nicht ratsam.

Besser ist es, für 2-3 Wochen zu beobachten und bei diesen Anzeichen hellhörig zu werden:

  • Dein Partner kann sich kaum noch „aufraffen“, etwas zu unternehmen oder zu erledigen, obwohl er vorher aktiv war. Auch sich selbst vernachlässigt er merklich.
  • Seine Grund-Stimmung ist düster und drückend: Er spricht kaum noch, äußert sich negativ, ist entmutigt oder resigniert. Wenn du ihm Mut machst, scheint ihn das nicht zu erreichen. Selbst Humor und ein Lachen fällt ihm schwer.
  • Ständig grübelt er über einzelne Probleme und „wenn, dann-Szenarien“ nach, ohne zu einer wirklichen Lösung zu kommen. Eher ein grundloses Sorgen, für das es noch keinen konkreten Anlass gibt.
  • Er ergreift grundsätzlich deutlich weniger Initiative.
  • Er hat weniger Lust auf Sex (Libidoverlust).
  • Sein Appetit verändert sich. Entweder durch deutlich mehr oder auch auffallend weniger Essen.
  • Der Schlaf ist über Wochen nicht mehr erholsam: Entweder wacht er weit vor dem Wecker auf, kann nicht mehr durchschlafen oder ist bis tief in die Nacht wach. Morgens kommt er natürlich nur schwer aus dem Bett und ist gerädert.

Angesichts dieser Veränderung schwankst du vielleicht, wie Viele, zwischen Ermunterung und Ärger.
Denn deine Worte erreichen ihn nicht.

Irgendwann fühlt sich jeder dadurch überfordert und hilflos.

Angehörige denken oft, auch verantwortlich zu sein.
So plagen sie sich zusätzlich mit Schuldgefühlen, wenn der Zustand sich nicht ändern will. 

 

 

Das kannst du für deinen depressiven Partner tun

Glücklicherweise gibt es gute Hinweise, wie du dich selbst und deinen Partner unterstützen kannst.
Um mit dieser Situation besser umzugehen, findest du hier praktische Tipps:

 

  1. Zeige Wertschätzung und Verständnis.
    Dem Partner wertschätzend gegenüber zu sein, ganz gleich, ob es dir gefällt, wie er gerade ist, ist wohl das Schönste und Schwierigste zugleich.
    Dennoch ist es wichtig. Denn dein Partner zweifelt vermutlich ohnehin gerade viel an sich. Da ist ein Korrektiv von außen unfassbar wertvoll.
  2. Bitte KEINE Ratschläge.
  3. Ratschläge kommen grundsätzlich nur sehr begrenzt in Beziehungen an. Schnell gewinnt man den Eindruck, der andere sei wohl besser. Nur, wenn er es ausdrücklich wünscht , ist der gut gemeinte Rat wirklich ratsam.Besser ist es, sie/ihn zu unterstützen und ein gutes Vorbild zu sein:Behalte deine eigene Persönlichkeit und Abläufe bei.
    Bleibe du selbst, ohne dich zu verbiegen, nur weil es dem anderen gerade nicht so gut geht.

     

  4. Strukturiere euren Tagesablauf.
    Auch wenn sie/er spät ins Bett gegangen ist, steht einem gemeinsamen Frühstück nichts im Weg. Binde sie/ihn ein, so gut es möglich ist. Wenn du ihr/ihm lächelnd das Tablett in die Hand drückst, wird sie/er es kaum fallen lassen. Manchmal kann auch ein Routine-Planer,  Self Care Planner o.ä. unterstützen.
  5. Ernährung ist wichtig.
    Und natürlich hat das, was wir essen Einfluss auf unsere Stimmung. Ich bin kein Ernährungs-Spezialist, aber Google bietet eine endlose Auswahl an Tipps und Anregungen.

     

  6. Bewegung!
    Nimm deinen Partner mit, geht spazieren und wenn es nur unter einem Vorwand gelingt.

     

  7. Pflegt Kontakte.
    Lade eure gemeinsamen Bekannten oder ihre beste Freundin/seinen besten Freund ein. Natürlich könnt ihr auch andere Verabredungen machen, Ausflüge oder gemeinsam grillen.

     

  8. Spiele!
    Stundenlanges Zocken ist hier weniger mein Tipp, es gibt ja noch anderes. Tetris z.B. wird ausdrücklich empfohlen, um düstere Gedanken zu verjagen.

     

  9. Musik und gute Filme:
    in meinem Artikel über Selbsthilfe habe ich ausführlich geschrieben, warum ich an die faszinierende Wirkung von Geschichten und Filmen festhalte.
    Einfach hier inspirieren lassen!

     

  10. Körperlich arbeiten und auspowern:
    Falls ihr einen Garten habt, wunderbar.
    Werkeln, Kochen, Reparieren – etwas mit ganzer Kraft tun, ist eines der besten Gegenmittel, wenn uns der Tag sinnlos erscheint.

     

  11. Keine Etikettierung bitte:
    sicher, der Partner hat gerade eine schwierige Zeit. Doch er ist vermutlich nicht 24 Stunden gleich. Was zeigt sich noch neben dieser Niedergeschlagenheit? Gibt es Dinge, die er trotzdem macht und ihn doch ganz gesund wirken lässt? Arbeitet er? Duscht er sich oder hat er die „Krankenrolle“ für sich eingenommen? Dann mute ihm dringend machbare Aufgaben zu.

     

  12. Rege ihn zur Selbst-Reflektion an:
    sprich an, was du wahrnimmst. Doch bitte bewerte es nicht, was du siehst.
    Mache klar, dass du dich sorgst und dir wünschst, dass es ihm gut geht.

Hier helfen dir Fakten weiter, die du auch beobachtet hast.
Ein objektives Bild über seinen Zustand, bekommt er zum Beispiel durch einen „Selfcare-Tracker“, den du dir anbiete.
Du kannst ihn dir hier herunterladen. 

Zahlen und Daten sprechen eine klare Sprache- das einmal schwarz auf weiß zu sehen, kann Augen öffnen und Einsicht bringen.

 

 

12. Erkenne und akzeptiere deine persönlichen Grenzen:
Du bist der Partner und nicht der Therapeut. Das solltest du sehr genau trennen. Bitte überfordere dich nicht. Nichts spricht dagegen, dass du hilfst und unterstützt. Nur bitte in Grenzen. Du würdest ja auch keine OP durchführen, nicht wahr?

13. Sei klar, wenn es ernsthaft wird.
(besonders, wenn Kinder im Haushalt und ebenfalls betroffen sind).
Ein Anruf bei der Krisenintervention oder einer Klinik genügt im Ernstfall. Am Ende des Artikels findest du weitere Telefonnr.

Wir können niemanden zwingen, doch mit Verständnis und Empathie vieles erreichen.

 

Lass uns noch abschließend drüber sprechen, was du vor allem für dich selbst tun kannst.
Denn, wenn dein Partner früher oder später keine Hilfe sucht, ist es wichtig, dass zumindest du gut für dich selbst sorgst. Die Versuchung ist dann groß, in einen Teufelskreis aus Wut und Frust zu geraten, wenn Worte keine Früchte tragen.

14. Achte auf dich!
Treffe dich mit Freunden, behalte deine Hobbies bei und versuche dich so wenig wie möglich mental einzugrenzen.
Ausgleich ist wichtig und, dass du für deine Stimmung sorgst.

15. Erlaube dir, anzuerkennen,
dass die Stimmung des anderen nicht in deiner Macht liegt.
Das wäre ein Ziel, an dem du dich ohne Erfolg aufreiben würdest. Denn, wir haben weit weniger Macht über andere, als wir oft glauben. Schuldgefühle sind kein Beweis dafür (siehe dazu den Artikel über Schuldgefühle).

16. Achtung vor Ansteckung!
Nicht vor dem C-Virus, sondern vor der Stimmung des Partners.
Denn diese strahlt auf das Umfeld ab. Ein optimistischer Partner kann den Pessimisten an seiner Seite zwar ein Stückchen für Neues öffnen und ihm so positive Erlebnisse und Impulse verschaffen. Doch es kann vorkommen, dass auch ein Optimist die Lebensfreude verliert. Du wirst dann vom Partner heruntergezogen. Denn Pessimisten erlauben sich selbst wenig. Sie haben keinen positiven Blick auf die Umwelt, wenn es ihnen nicht gut geht.

Dann kann Hilfe von außen wichtig sein. Um wieder Mut und Vertrauen in dich selbst zu stärken.

 

Es gibt viele öffentliche Anlaufstellen, an die du dich im Ernstfall wenden kannst. Du findest sie über das Netz, in Telefonbüchern – hier die Wichtigsten auf einen Blick:

Hilfreiche Quellen und Anlaufstellen:
• Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen bietet Krisenhotline
Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP)hat eine anonyme und kostenlose Corona-Hotline geschaltet, an die sich stark belastete Menschen wenden können. Die Hotline mit der Nummer 0800 777 22 44 sei täglich von 8 bis 20 Uhr geschaltet.

• TelefonSeelsorge Deutschland hält KrisenKompass bereit
Die TelefonSeelsorge Deutschland hat einen KrisenKompass in Form einer rein digitalen Hilfe für Menschen in suizidalen Krisen entwickelt.
Der „Notfallkoffer für die Hosentasche“ enthält Tipps, Informationen und eine Tagebuchfunktion. Mit der App kann man auch direkt Kontakt mit der Telefonseelsorge aufnehmen: https://www.telefonseelsorge.de/

• Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ berät deutschlandweit betroffene Frauen. Es informiert und vermittelt bei Bedarf an geeignete Unterstützungseinrichtungen vor Ort – an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr. Das Hilfetelefon 08000116016 ist kostenfrei erreichbar! Website:https://www.hilfetelefon.de/
Die Deutsche Gesellschaft für Psychatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hat zur Coronavirus-Krise Tipps für die seelische Gesundheit zusammengestellt.

Du siehst, selbst in schwierigen Zeiten kannst du deinem Herzblatt eine tolle Unterstützung sein.
Du musst nicht immer alles selbst machen und wissen. Manchmal ist es clever, ein Teil der Verantwortung abzugeben.

Abgeben braucht Mut,
ich weiß?,

deine Bea